Medizinische Physik
Seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen und damit seit über 100 Jahren arbeiten Medizin und Physik Hand in Hand zum Wohl der Patienten. Seither haben sich die Möglichkeiten der medizinischen Physik vervielfältigt. Die medizinische Diagnostik und Therapie greift mehr und mehr auf technische Geräte zurück, die auf Grundlage der medizinischen Physik entwickelt wurden. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahrzehnten noch fortsetzen, weil sich mit der Zunahme der technischen und insbesondere informationstechnologischen Möglichkeiten weitere Einsatzgebiete ergeben.
Die Medizinphysik verbindet verschiedene naturwissenschaftliche und technische Wissensgebiete und dient der Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit von Menschen. Medizinphysiker sollten nicht nur technisch-naturwissenschaftlich interessiert, sondern auch empathisch sein, da gerade im Umgang mit schwerkranken Menschen die Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt werden müssen.
Medizinische Physik als Wissenschaftsgebiet umfasst die Bereiche Medizin, Physik und Technik und ist ein Teilgebiet der angewandten Physik. Zu den Einsatzmöglichkeiten zählen beispielsweise Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Röntgendiagnostik, Lasertechnik, Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Sonografie. Medizinische Physiker arbeiten in Kliniken, Forschungseinrichtungen oder in der Industrie.
Medizinische Physik studieren
Den ersten medizinisch-physischen Studiengang richtete 1998 die Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg ein. Die Medizinphysik ist damit ein vergleichsweise junges Studienfach.
Heute kann medizinische Physik in Deutschland in 13 Städten studiert werden, u. a. Dresden, Dortmund, Bochum, Düsseldorf und Saarbrücken. Sowohl Fachhochschulen als auch Universitäten bieten entsprechende Studiengänge an; ein Fernstudium ist ebenfalls möglich. Die Dauer eines Studiums in medizinischer Physik beträgt drei bis sieben Semester. Hier finden Sie eine genauere Übersicht über die Studienmöglichkeiten. Das Studium wird mit einem Bachelor of Science (B.Sc.) bzw. Master of Science (M.Sc.) abgeschlossen.
Der Studiengang ist zulassungsfrei.
Inhaltliche Schwerpunkte des Medizinphysik-Studiums
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählen radiologische Physik (Strahlentherapie, Röntgen-Diagnostik und Nuklearmedizin), Dosimetrie und Strahlenschutz, Audiologie und medizinische Akustik, Biophysik, Medizintechnik, bildgebende Verfahren, medizinische Laseranwendungen sowie Augenheilkunde und medizinische Optik.
Berufliche Möglichkeiten
Medizinische(r) Physiker(in) bzw. Medizinphysiker(in) ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Seit 1998 gibt es allerdings eine entsprechende Fachanerkennung durch die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik e.V. (DGMP). Die Anerkennung als MPE (Medizinphysik-Experte) ist frühestens zwei Jahre nach Studienabschluss möglich. Voraussetzung ist es, dass in der Zeit seit Studienabschluss in einer strahlentherapeutischen Einrichtung weitere Sachkunde erworben wurde.
Die DGMP umfasst 1.200 Medizinphysiker als Mitglieder. Die Nachfrage nach entsprechend ausgebildeten Personen ist aber weit höher. Viele Medizinphysiker arbeiten in großen Kliniken und verantworten Strahlentherapie, Nuklearmedizin bzw. Radiologie. Nach gesetzlichen Vorschriften muss mindestens ein Medizinphysik-Experte mitwirken, wenn strahlentherapeutische oder nuklearmedizinische Behandlungen geplant und vorgenommen werden. Der große Bedarf an Medizinphysikern wird durch einen Blick auf die Patientenzahlen deutlich: Etwa 200.000 Krebspatienten werden pro Jahr strahlentherapeutisch behandelt. Alle diese Fälle bedürfen der Mitwirkung durch einen Medizinphysiker.
Bei Jobs in der Industrie arbeiten Medizinphysiker in erster Linie an der Entwicklung und am Bau von medizinischen Großgeräten, beispielsweise Tomografen, Lasersystemen und Chirurgie-Robotern.
In der Grundlagenforschung leisten Medizinphysiker Pionierarbeit, zum Beispiel in der medizinischen Nanotechnologie, der Physik der weichen Materie oder auch in der Lasermedizin.